Paris – 3. Oktober 2016: In den frühen Morgenstunden wird das Leben von Kim Kardashian in einem luxuriösen Pariser Boutique-Hotel für immer verändert. Fünf maskierte Männer, einige in Polizeiuniformen verkleidet, dringen in ihre Suite ein, fesseln die Reality-TV-Ikone, verkleben ihren Mund und sperren sie in ein Badezimmer. Mit Schmuck im Wert von neun Millionen Dollar, darunter ein vier Millionen Dollar teurer Verlobungsring, und weiteren Wertgegenständen fliehen die Täter. Nun, fast neun Jahre später, beginnt am Montag in Paris der Prozess gegen zehn der mutmaßlichen Täter.
Ein Überfall, der die Welt schockierte
Kim Kardashian, damals 35 Jahre alt, war zur Pariser Fashion Week angereist und residierte im exklusiven „Hôtel de Pourtalès“, einer diskreten Unterkunft ohne Überwachungskameras, die von Stars wie Madonna oder Leonardo DiCaprio geschätzt wurde. In der Nacht des Überfalls war sie allein in ihrer dreistöckigen Suite, die 15.000 Euro pro Nacht kostete. „Ich sagte ‚Hallo?‘ – Ich dachte, es sei Kourtney, die ein bisschen was getrunken hatte. Aber niemand antwortete, und ich wusste, dass etwas Schlimmes passiert war“, schilderte Kardashian später vor einer französischen Ermittlungsrichterin.
Die Täter zwangen den Nachtportier mit vorgehaltener Waffe, sie zu Kardashians Suite zu führen. „Wo ist die Frau des Rappers?“, riefen sie, unfähig, sich den Namen der Prominenten zu merken. Zwei der Männer stürmten in ihr Schlafzimmer, schrien „le Ring, le Ring“ und bedrohten sie mit einer Waffe. „Ich flehte sie an, mich leben zu lassen. Ich sagte, dass zu Hause meine Babys auf mich warteten“, berichtete Kardashian. Damals waren zwei ihrer heute vier Kinder geboren. Die Angreifer fesselten ihre Hände mit Kabelbindern, verklebten ihren Mund mit Klebeband und sperrten sie im Badezimmer ein. Neben dem Verlobungsring ihres damaligen Ehemannes Kanye West erbeuteten sie Schmuck, Bargeld und ein Blackberry.
Pannen und schnelle Festnahmen
Die Flucht der Täter verlief alles andere als reibungslos. Überwachungskameras in der Umgebung des Hotels, einem der bestüberwachten Viertel von Paris, zeigten, wie die Männer mit gelben Sicherheitswesten auf Fahrrädern flohen. Einer der Täter hatte einen Platten, und ein Schmuckbeutel verfing sich in den Speichen, wodurch ein Diamant-Kreuz im Wert von 36.000 Euro verloren ging. Kims Blackberry, das noch eingeschaltet war, konnte geortet werden. DNA-Spuren auf den Fesseln und dem Klebeband führten zu Treffern in der Pariser Verbrecherkartei. Bereits drei Monate nach der Tat nahm die Polizei mehrere Verdächtige in Paris und Südfrankreich fest, von denen viele bereits wegen Juwelenrauben oder Überfällen vorbestraft waren.
Ein Prozess nach jahrelanger Verzögerung
Neun Jahre nach dem Überfall beginnt nun der Prozess vor dem Pariser Schwurgericht. Den zehn Angeklagten drohen bis zu 20 Jahre Haft, der Prozess ist für drei Wochen angesetzt. Die Verzögerungen waren erheblich: Andere Verfahren, insbesondere Terrorismusprozesse, hatten Vorrang. Viele der Angeklagten, deren Durchschnittsalter bei 65 Jahren liegt, sind inzwischen aufgrund ihres Alters und Gesundheitszustands aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Einer der Hauptverdächtigen, Marceau Baum-Gertner, starb am 6. März 2025 im Alter von 72 Jahren. Er soll als Hehler der Bande fungiert und den gestohlenen Schmuck verkauft haben, verweigerte jedoch in Verhören die Nennung weiterer Komplizen.
Einige der Angeklagten zeigen wenig Reue. Yunice Abbas (72), der die Tat teilweise zugab, rechtfertigte sich in den Ermittlungsakten mit den Worten: „Sie hatte genug Geld.“ Er ging sogar so weit, 2021 ein Buch mit dem Titel „J’ai séquestré Kim Kardashian“ („Ich habe Kim Kardashian entführt“) zu veröffentlichen. Didier „Blue Eyes“ Dubreucq (69) und der Bandenführer Aomar Aït Khedache (69), genannt „Old Omar“, sollen direkt in Kardashians Suite eingedrungen sein.
Kim Kardashians Rückkehr nach Paris
Am 13. Mai wird Kim Kardashian persönlich vor Gericht aussagen und sich den mutmaßlichen Tätern stellen. Für die Mutter von vier Kindern wird dies ein emotional aufwühlender Moment sein. Der Überfall hat ihr Leben nachhaltig geprägt, ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft und ihre Präsenz in der Öffentlichkeit verändert. Der gestohlene Verlobungsring, ein 20-Karat-Diamant, bleibt bis heute verschwunden.
Quelle:
Bildzeitung