Deutschland – Die Welt steht vor einer beispiellosen Herausforderung: Der Klimawandel bedroht nicht nur die Umwelt, sondern auch die Lebensgrundlagen kommender Generationen. Doch während Wissenschaftler wie die Experten des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) unermüdlich warnen, scheint die Politik in Schockstarre zu verharren. Ein kritischer Blick zeigt: Es mangelt an Mut, Vision und vor allem an Taten.
Klimaziele: Viel geredet, wenig getan
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Laut dem Umweltbundesamt hat Deutschland seine Klimaziele für 2030 zwar ambitioniert formuliert – eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 –, doch der Weg dorthin bleibt nebulös. Die Emissionen sinken, aber zu langsam. Kohlekraftwerke laufen weiter, während der Ausbau erneuerbarer Energien stagniert. Ein Blick nach Europa zeigt ein ähnliches Bild: Die EU hat sich mit dem Green Deal viel vorgenommen, doch die Umsetzung hinkt hinterher.
Warum passiert so wenig? Experten wie die Klimaforscherin Mojib Latif sehen ein strukturelles Problem: „Die Politik denkt in Wahlperioden, der Klimawandel aber in Jahrzehnten.“ Lobbygruppen, etwa aus der fossilen Industrie, üben Druck aus, und kurzfristige wirtschaftliche Interessen übertrumpfen langfristige ökologische Notwendigkeiten.
Erneuerbare Energien: Der große Stillstand
Ein Kernstück der Klimawende ist der Ausbau erneuerbarer Energien. Doch hier versagt die Politik kläglich. In Deutschland stockt der Windkraftausbau – laut dem Bundesverband WindEnergie wurden 2022 weniger neue Anlagen genehmigt als in den Vorjahren. Bürokratie, lange Genehmigungsverfahren und Widerstände vor Ort bremsen den Fortschritt. Gleichzeitig bleibt der Ausstieg aus der Kohle ein Politikum: Der Kompromiss, erst 2038 komplett auszusteigen, wird von Umweltverbänden wie Greenpeace als „völlig unzureichend“ kritisiert.
Verkehrswende: Auf der Bremse
Auch im Verkehrssektor bleibt die Wende aus. Der Anteil von Elektroautos steigt zwar, doch die Infrastruktur – etwa Ladestationen – hält nicht Schritt. Das Bundesverkehrsministerium verspricht Verbesserungen, aber die Realität sieht anders aus: Statt massiver Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr wird weiter auf den Individualverkehr gesetzt. Ein Beispiel ist die Autobahnpolitik: Neue Projekte werden vorangetrieben, während der Schienenverkehr chronisch unterfinanziert bleibt.
Was bleibt: Ein Weckruf
Die Klimakrise ist kein fernes Szenario mehr – sie ist hier. Die Politik muss endlich handeln, statt nur zu reden. Bürgerinitiativen wie Fridays for Future zeigen, dass die Gesellschaft bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Doch ohne klare gesetzliche Vorgaben und mutige Entscheidungen bleibt der Wandel Stückwerk. Der pressepuls-Leser fragt sich zu Recht: Wie lange will die Politik noch zusehen, während die Welt brennt?
Quelle:
Frankfurter Rundschau