Rom – Ein Bild prägt die Berichterstattung über die Beerdigung des Papstes: US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, einander zugeneigt, in ein Gespräch vertieft, inmitten der feierlichen Kulisse des Petersdoms. Für fünfzehn Minuten, ohne Mikrofone, ohne sichtbares Publikum, scheinen die beiden Staatsmänner die Welt auszublenden. Das Foto, das um die Welt geht, wirkt wie eine sorgfältig inszenierte Momentaufnahme – doch was verrät es, und was bleibt verborgen?
Ein ikonischer Augenblick
Die Begegnung ist kein Zufall. Nur wenige Tage zuvor hatte Vizepräsident J.D. Vance den schwer erkrankten Papst am Ostersonntag besucht, ein Akt, der bereits als strategischer Schachzug der US-Regierung interpretiert wurde, um die katholische Weltöffentlichkeit für sich einzunehmen. Nun nutzt Trump die Beerdigung des Nachfolgers Petri als Bühne, um sich mit Selenskyj zu zeigen. Das Bild suggeriert Vertraulichkeit: Zwei Männer, die sich Stühle heranziehen, auf Augenhöhe miteinander sprechen, als wollten sie die Dringlichkeit des Moments unterstreichen. „Hier, wir haben uns mal eben zwei Stühle geschnappt, reden von Staatsmann zu Staatsmann“, scheint die Szene zu verkünden.
Das Bild ist bereits ikonisch, weil es Hoffnung weckt. „Da reden zwei wirklich und womöglich Klartext“, könnte man meinen. Es wirkt, als ob die Improvisation des Moments einen Ausweg aus den globalen Krisen verspricht, insbesondere aus dem Krieg in der Ukraine. Ukrainische Quellen verbreiteten das Foto, was die Vermutung nährt, dass auch Selenskyj die Symbolkraft dieses Augenblicks bewusst einsetzt. Doch die Inszenierung ist offensichtlich: Trump, der stets weiß, wann die Kameras laufen, und Selenskyj, ein Meister der öffentlichen Kommunikation, lassen hier nichts dem Zufall.
Macht und Verletzlichkeit
Das Bild erzählt eine Geschichte von Macht und Verletzlichkeit. Trump, oft als unberechenbarer Akteur wahrgenommen, wirkt in diesem Moment ungewohnt zurückhaltend. Mit gefalteten Händen, den Blick auf Selenskyj gerichtet, scheint er zuzuhören – eine seltene Geste für den Mann, der vor wenigen Wochen Selenskyj im Weißen Haus noch öffentlich brüskierte. Selenskyj, der verzweifelte Kämpfer für sein Land, erscheint als derjenige, der um Gehör ringt. Der Kontrast erinnert an den Besuch von Vance beim Papst: Dort ein mächtiger Politiker, der sich neben einem geschwächten Pontifex in Szene setzte; hier Trump, der Selenskyj scheinbar entgegenkommt.
Die Begegnung wird als „sehr produktiv“ beschrieben, doch konkrete Inhalte bleiben verborgen. Was wurde besprochen? Hat Trump, der wiederholt einen schnellen Frieden in der Ukraine versprach, einen Plan vorgelegt? Oder war es lediglich ein symbolischer Akt, um die angespannte Beziehung zwischen Washington und Kiew zu glätten? Die trügerische Wahrheit dieses Moments liegt in seiner Offenheit: „Alles wird gut“, scheint Trump mit diesem Bild zu signalisieren. Doch Skepsis ist angebracht. Der versprochene Frieden bleibt eine vage Verheißung, die erst durch Taten Substanz gewinnen kann.
Quelle:
Rheinische Post